Die Ausgangsgrundlage für einen diabetischen Fuß ist eine Diabeteserkrankung mit einem Blutzuckerspiegel, der dauerhaft zu hoch ist. Der erhöhte Blutzuckerspiegel kann zu einer Schädigung von Nerven und/oder Blutgefäßen führen. Daher gibt es im Wesentlichen zwei Ursachen, die zu einem diabetischen Fuß führen können: eine diabetische Polyneuropathie oder eine Störung der Durchblutung. Etwa 40 Prozent aller Patienten mit einem diabetischen Fuß zeigen beide Ursachen. Dies ist der ungünstigste Fall, auch weil er am schwierigsten zu therapieren ist.
Wenn bei Diabetes der Blutzuckerspiegel über Jahre hinweg dauerhaft erhöht ist, kann dies viele Stoffwechselprozesse im Blut in Mitleidenschaft ziehen. Es kann hierdurch zu Ablagerungen von schädlichen Stoffen im Körper kommen. Diese Ablagerungen kombiniert mit einer Mangelversorgung können die Nervenbahnen in den Füßen und den Beinen schädigen. Diese Ursache für einen diabetischen Fuß wird auch als diabetische Polyneuropathie bezeichnet. Umfassende Informationen zu diesem Thema enthält die Patientenleitlinie Nerverschädigungen bei Diabetes.
Die ersten Warnsignale dieser Folgeerkrankung zeigen sich meist durch eine verminderte Empfindsamkeit, die aber oft unbemerkt bleibt. Die Funktionen der Muskeln werden beeinträchtigt, was auch zu Deformationen an den Füßen führen kann (vor allem zu Hammerzehen oder Hallux valgus). An den entsprechenden Stellen üben die Knochen starken Druck auf die Haut über den Knochen aus. Bei gesunden Menschen würden die Nerven diesen Druck entsprechend zurückmelden, sodass der Betroffene ihn als Schmerz wahrnimmt. Bei einer Polyneuropathie spüren die Betroffenen die Veränderungen aber oft nicht. Die durch den Druck belasteten Stellen können Wunden entwickeln, die gegebenenfalls ebenfalls schmerzlos bleiben, aber sehr gefährlich sein können. Auch andere Verletzungen bleiben aufgrund der verminderten Empfindsamkeit häufig unbemerkt. Schwere Infektionen sind oft die Folge, im schlimmsten Fall droht eine Amputation.
Bei anderen Patienten liegt als Ursache für den diabetischen Fuß eine Durchblutungsstörung vor. Dabei ist die Zufuhr von Blut in das Gewebe verringert. Aus diesem Grunde wird das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In der Folge stirbt es ab und es entsteht eine sogenannte Gangrän.
Die Gangrän ist eine Erkrankung, die zu den Koagulationsnekrosen zählt. Die Ursache für eine Gangrän ist in der Regel eine mangelhafte Durchblutung, die zum Absterben von Gewebe führt. Man kann eine Gangrän meist äußerlich erkennen, da sie sich durch eine dunkle Verfärbung der Haut zeigt. Die Gangrän kann trocken oder feucht sein. Die feuchte Variante wird auch Faulbrand genannt und kann z. B. zu einem Ulcus cruris (auch als offenes Bein bezeichnet) führen. Dabei handelt es sich um eine tiefe Wunde am Unterschenkel.
Wenn bei einer Diabeteserkrankung die Blutgefäße beschädigt werden, können die kleinen und großen Blutgefäße betroffen sein. Für den diabetischen Fuß sind aber besonders die kleinen Blutgefäße relevant. Der Fußpuls ist meist noch zu ertasten und der Fuß fühlt sich warm an. Daher hält man die Durchblutung für intakt. Tatsächlich sind aber die kleinsten Blutgefäße, die die Zellen mit Sauerstoff und anderen Substanzen versorgen, verstopft. Das Gewebe ist daher minderdurchblutet und unterversorgt. Das Gewebe kann sich nicht mehr regenerieren und kleine Wunde heilen nur noch sehr langsam ab. Auch das Immunsystem funktioniert nur noch eingeschränkt; die Abwehrkraft gegen Keime ist nicht mehr gegeben, sodass es zu Infektionen und Pilzerkrankungen kommen kann.
Fedor Singer